Computer erkennen bestimmte Verhaltensmuster
Bei dem Pilotprojekt zum intelligenten, algorithmenbasierten Videoschutz geht es um die Bekämpfung von Straßenkriminalität im öffentlichen Raum. Das Gesicht bzw. die Identität einer Person spielt dabei keine Rolle, sondern lediglich deren Verhaltensmuster. Ziel ist, dass Computer bestimmte Verhaltensmuster, die auf Straftaten hindeuten - etwa Schlagen oder Treten - automatisch erkennen und die Polizeibeamten im Führungs- und Lagezentrum darauf hinweisen. Die Polizeibeamten dort können dann gezielt auf diese Situationen schauen und entscheiden, ob eine Intervention erforderlich ist und sie Kollegen zum Ort des Geschehens schicken.
Projektziele: Mehr Sicherheit UND mehr Datenschutz
Zum einen geht es darum, den Polizeibeamten im Führungs- und Lagezentrum die Arbeit zu erleichtern und damit letztlich die Sicherheit der Bürger*innen zu verbessern: Niemand kann über Stunden hinweg die Bilder von Dutzenden Videokameras parallel und mit konstanter Aufmerksamkeit verfolgen. Ein Assistenzsystem, das relevante Szenen vorfiltert und die Aufmerksamkeit der Beamten gezielt dorthin lenkt, wo es sich lohnt genauer hinzuschauen, ist eine große Hilfe.
Zum anderen bietet dieser Ansatz neue Möglichkeiten, Videoüberwachung und Privatsphäre zusammenzubringen: Wenn brenzlige Situationen erst einmal zuverlässig erkannt werden, können im Normalbetrieb alle Bilder verpixelt werden; scharf gestellt wird erst, wenn das System zu der Einschätzung kommt, dass ein Mensch sich diese Situation genauer anschauen sollte.
Umsetzungsschritte
Im Projekt läuft das intelligente System parallel zur menschlichen Auswertung der Aufnahmen (die für 72 Stunden gespeichert und dann überschrieben werden) im Probebetrieb. Zum Einsatz kommt eine Experimentalsoftware, entwickelt in früheren Forschungsprojekten unter Laborbedingungen. Sie wird nun Schritt für Schritt an den Einsatz im realen Leben angepasst. Zunächst ist die Software in der Lage, Personen und Objekte zu erkennen. In einem zweiten Schritt kann sie die Körperhaltungen und Bewegungsabläufe von Personen erfassen. Auf dieser Basis soll die eingebaute Künstliche Intelligenz (KI) dann lernen, polizeilich relevante Situationen zu erkennen. Die KI benötigt dafür Trainingsdaten, also Aufnahmen entsprechender Situationen, um ähnliche Verhaltensmuster aus der Vielfalt der Bilder herausfiltern zu können. Solche Trainingsdaten aus dem öffentlichen Raum existieren aus Datenschutzgründen aber praktisch nicht. Deshalb hat das Projekt in Mannheim echten Pilotcharakter. Wie gut, mit welcher Zuverlässigkeit und welcher Rate an Fehleinschätzungen die Erkennung polizeilich relevanter Ereignisse gelingt, wird sich erst im Verlauf des Projekts erweisen.