»Die Energiewende cross-sektoral betrachten«

Sensordatenmanagement, Datenanalyse, Datenschutz: Querschnittskompetenzen für die Bewältigung künftiger Herausforderungen

Herr Professor Bretschneider, Sie vertreten das Geschäftsfeld Energie-, Umwelt- und Sicherheitssysteme. Das klingt nach einem sehr weiten Feld - was verbindet diese Bereiche?

Peter Bretschneider: Gemeinsamkeiten gibt es eine ganze Menge. Nehmen Sie das Thema Energiewende. Bis 2050 wollen wir in Deutschland den CO2-Ausstoß um 80 Prozent gegenüber 1990 verringern. Das schaffen Sie nicht alleine, indem Sie Kohlekraftwerke durch Windkraft oder Photovoltaik ersetzen. Bisher hat den Löwenanteil der CO2-Einsparungen die Energiewirtschaft geliefert. Zukünftig brauchen wir auch signifikante Beiträge aus dem Verkehrs- und Gebäudebereich, um die Klimaziele zu erreichen. Von daher müssen wir die Energiewende cross-sektoral betrachten – und bei den dazu nötigen Querschnittskompetenzen ist das Geschäftsfeld hervorragend aufgestellt.

 

Können Sie ein Beispiel nennen?

Bretschneider: Ein Beispiel dafür ist das Forschungsprojekt Bauhaus.MobilityLab Erfurt, in dem wir die Themen Mobilität, Logistik und Energie auf Stadtquartier-Ebene intelligent über ein innovatives IT-Ökosystem verknüpfen. Damit haben wir uns unter 135 Mitbewerbern beim KI-Innovationswettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums durchgesetzt. Hier sind eine ganze Menge an Kompetenzen aus unserem Geschäftsfeld wichtig, beginnend bei IoT-Sensorik über Datenmanagement und Nutzerschnittstellen bis hin zu Aspekten der künstlichen Intelligenz und IT-Sicherheit. Für das Sensordatenmanagement können wir etwa auf den Fraunhofer Open Source SensorThings API Server (FROST®) zurückgreifen, beim Energiedatenmanagement auf unsere etablierte Lösung EMS-EDM PROPHET® aus der Energiewirtschaft. Clevere IKT-Lösungen werden in zukünftig weiter an Bedeutung gewinnen . Schon heute würden unsere Stromnetze ohne die Betriebsführungs- und Regelungssysteme nicht mehr funktionieren. Gleichzeitig eröffnen innovative IKT-Lösungen auch neue dezentrale energiewirtschaftliche Geschäftsmodelle wie z. B. das intelligente Laden von E-Fahrzeugen oder zum Mieterstrommodell. In all diesen Bereichen sind wir aktiv und können durch integrierte Ansätze Lösungen bieten.

 

Die Ausgangsbasis sind jede Menge Daten – viele Unternehmen wie auch Privatpersonen haben Vorbehalte, diese aus der Hand zu geben.

Bretschneider: Daten sind in der Tat ebenso schützenswert wie essenziell für uns. Das gilt bspw. für die Stromver-brauchsdaten der Abnehmer, auf deren Grundlage wir Lastprognosen erstellen, Energieeffizienzanalysen durchführen oder auch das energetische Flexibilitätspotential einplanen können. Noch sensibler sind die im Sicherheitsbereich oft anfallenden Videodaten, auf denen Personen identifizierbar sind. Deshalb gehören der datenschutzkonforme Umgang mit Daten und auch die Daten- bzw. IT-Sicherheit unbedingt zu den eingangs erwähnten Querschnittskompetenzen – und unser Institut ist hier sehr aktiv. Neben dem Lernlabor Cybersicherheit, an dem alle Standorte beteiligt sind, widmet sich etwa eine Forschungsgruppe ganz dem Datenschutz und seiner technischen Erzwingung durch Privacy-by-Design-Ansätze.   


Prof. Bretschneider ist Sprecher des Geschäftsfelds Energie-, Umwelt- und Sicherheitssysteme und Direktor des Fraunhofer IOSB-AST.

 

Energie-, Umwelt- und Sicherheitssysteme

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