In dem Forschungsvorhaben OCEAN2020 werden Technologien zur maritimen Überwachung entwickelt und erprobt.
Projektbeschreibung
Bei multinationalen Verteidigungsoperationen auf Ebene der EU oder der NATO ist der Austausch von Überwachungs- und Aufklärungsdaten wesentlich, um rasch handeln zu können. Im Kontext der Seestreitkräfte ist das Ziel, ein einheitliches Seelagebild zu erzeugen und aufrechtzuerhalten, das allen an der Operation Beteiligten als Entscheidungsgrundlage zur Verfügung steht. Zu diesem Zweck integriert OCEAN 2020 Drohnen, unbemannte Wasserfahrzeuge und unbemannte U-Boote in Flottenverbände.
Als Koordinator der deutschen Projektpartner bringt das Fraunhofer IOSB Expertise im Bereich unbemannte Wasserfahrzeuge, Unterwasserdrohnen, Schwarmverhalten unbemannter Systeme, automatische Detektion von Schiffen und Booten in Videos, Systemarchitekturen, Führungsinformationssystemen und maritime Situationsanalyse in das multinationale Projekt ein.
Maritime Überwachung und Aufklärung
ISTAR (von eng. Intelligence, Surveillance, Target Acquisition and Reconnaissance) – also der Gesamtprozess aus Nachrichtengewinnung, Überwachung, Zielerfassung und Aufklärung – ist eine Schlüsselfähigkeit. Interoperabilität, offene Architekturen und Standardisierung gewährleisten ein reibungsloses Zusammenwirken auf allen Ebenen, vom einzelnen Sensor bis zum maritimen Operationszentrum (MOC). Der Einsatz unbemannter oder sogar autonomer Systeme zusätzlich zu bemannten Einheiten hat das Potenzial, die Reichweite und Kontinuität der maritimen Überwachung und Aufklärung zu steigern und somit das Lagebild zu verbessern.
Die technischen Möglichkeiten diesbezüglich auf ein neues Niveau zu heben verspricht das 2018 gestartete Forschungsprojekt OCEAN2020. Es wird über die vorbereitende Maßnahme der Europäischen Union zur Verteidigungsforschung (Preparatory Action on Defence Research, PADR) finanziert, Projektträger ist die Europäische Verteidigungsagentur. 43 Partner aus 15 EU-Ländern arbeiten in dem Projekt drei Jahre lang an der vernetzten maritimen Überwachungs- und Aufklärungsmission der Zukunft.
Von der Drohne zum umfassenden Lagebild
Ziel von OCEAN2020 ist letztlich, für Kommandeure auf verschiedenen Befehlsebenen ein umfassendes maritimes Lagebild zu erzeugen. Die Hauptaufgabe besteht darin, etablierte und neue Technologien für unbemannte Systeme (UxS), ISTAR-Nutzlasten sowie Effektoren zu integrieren und die vielfältigen Daten und Informationen zu einem einheitlichen Lagebild zu fusionieren. Dafür verbindet das System auf taktischer Ebene unbemannte Plattformen – insbesondere Drohnen, unbemannte Wasserfahrzeuge und unbemannte U-Boote –, ihre Kontrollstationen sowie Funktionalitäten zur Sensordatenauswertung und -fusion mit dem Führungsinformationssystem des Schiffes (engl.: Combat Management System, CMS).
Die auf CMS-Ebene fusionierten Informationen werden über etablierte interoperable Datenverteilungsmechanismen wie CISE, MARSUR oder CSD den höheren Führungsebenen, also insbesondere den MOCs auf nationaler und EU-Ebene, zur Verfügung gestellt. Diese sind somit unmittelbar mit den operativen Kommandos und Einheiten verbunden, wobei jeweils konfigurierbar ist, welche Daten in welcher Informationstiefe an wen kommuniziert werden.
Die Fähigkeiten des zu entwickelnden Gesamtsystems werden im Rahmen von OCEAN2020 sowohl in simulierten, als auch in Live-Demonstrationen unter Beweis gestellt.