Ganzheitliches Informationsmanagement für Sicherheit und Verteidigung

2010 -

© Fraunhofer IOSB

Ob im militärischen oder zivilen Sicherheitskontext: Sensoren und Informationssysteme sorgen für gewaltige Datenmengen. Um die richtigen Entscheidungsträger schnell mit den relevanten Informationen zu versorgen, gilt es vielfältige Systeme – auch über Organisations- und Nationsgrenzen hinweg – zu vernetzen, Interoperabilität zu gewährleisten und den Menschen durch intelligente Auswertealgorithmen und bedarfsgerechte Nutzerinteraktion bestmöglich zu unterstützen.

Wir treiben deshalb seit vielen Jahren entsprechende Standards aktiv mit voran, etwa auf NATO-Ebene, und entwickeln Konzepte, Architekturen und konkrete Hard-/Softwaresysteme, um die Standards umzusetzen und kollaborative Prozesse wie Joint ISR (Intelligence, Surveillance and Reconnaissance) optimal zu operationalisieren.

So ist das Coalition Shared Data (CSD)-Konzept entstanden, das verschiedene Datentypen (Bilder, Berichte, Streams, Aufgaben etc.) über beliebige Standorte hinweg, quasi in Echtzeit und gemäß einem differenzierten Rechtekonzept zugänglich macht. Um die Netzwerkressourcen zu schonen, werden dabei im Regelfall nur Metadaten verteilt – tatsächliche Informationen können bei Bedarf abgerufen werden. Unsere CSD-Technologie ist unter anderem bei diversen Bundeswehr-Missionen im Einsatz.

Ebenfalls erfolgreich im Einsatz und gleichzeitig Gegenstand kontinuierlicher Weiterentwicklung ist unser System zur Automatisierten Bildauswertung für unbemannte Luftfahrzeuge ABUL, das dank vieler Funktionalitäten das Bedienpersonal entscheidend entlastet. So lassen sich die Videostreams zahlreicher Drohnentypen direkt einspeisen, live stabilisieren, in einer frei konfigurierbaren Darstellung anzeigen und in einer Datenbank speichern. Bildzusammenführung in ein georeferenziertes Bildmosaik, Änderungsdetektion, Tracking markierter Objekte auch bei zeitweiliger Verdeckung, Stereobilder und Superresolution sind nur einige der Features.

Um die vielfältigen Vorzüge des digitalen Informationsflusses auch für die strategische und taktische Einsatzführung nutzbar zu machen, haben wir 2010 begonnen, den Digitalen Lagetisch zu entwickeln, der mit allen relevanten Datenquellen kompatibel, gezielt auf die Bedürfnisse von Führungsstäben und Einsatzleitstellen zugeschnitten und unter anderem in der Bundeswehr-Führungsakademie in Gebrauch ist. Seither haben wir Funktionalität und Interaktionsmöglichkeiten in vielen Projekten immer weiter verbessert und ausgebaut. Neben der Arbeit mit verschiedenen herkömmlichen Endgeräten wie Smartphones, Tablets und dem großen physischen Digitalen Lagetisch ist mittlerweile auch die Lagearbeit im virtuellen Raum möglich: Über VR-Headsets sehen die beteiligten Akteure sich und eine dreidimensionale Lagedarstellung und können ganz natürlich interagieren, obwohl sie räumlich weit voneinander getrennt sind.